Einleitung

Namen sind generell bei Neuerungen in der Sprache eher konservativ und haben deswegen oft einen altertümlicheren Lautstand als die Mundarten ihres Bereiches. Der Wortschatz der den Ortsnamen zu Grunde liegt, ist z.T. schon lange vor deren Auftreten veraltet und unverständlich gewesen. So waren z.B. bereits zu Zeiten Karls des Großen (um 800) viele Ortsnamen unverständlich. In Deutschland gibt es erst seit ca. 400 Jahren eine allgemein gültige Schriftsprache. Da die Ortsnamen aber wesentlich älter sind, sind sie lautlich-formal und in ihrer Bedeutung weiterhin nur aus den Mundarten der alten Zeit zu begreifen. Hier einige Beispiele an denen man gut sehen kann, dass (Orts-)Namen die Entwicklungen der Sprache nicht in dem selben Umfang mitmachen, wie die Sprache selbst:
  • München müsste nach dem Lautstand der neuhochdeutsch Schriftsprache Mönchen heißen
  • Die Rheinischen Mundarten wandelten das mittelhochdeutsche i unter bestimmten Umständen zu u, o, a um. So hieß die Wupper früher Wippere, aber heute heißt es noch immer Wipperfürth .
  • Wittenberg müsste Weißenberg sein; Papenburg eigentlich Pfaffenburg; Bocholt hätte zu Buchholz werden müssen und Soltau zu Salzau.
Wir sehen also, dass sich Spuren der orthographischen Systeme, die sich in Schriftdialekten der einzelnen deutschen Landschaften ausgebildet hatten, im deutschen Namensschatz bis heute erhalten haben. Hier weitere Beispiele dafür:
  • Im der niederrheinisch-niederdeutschen Sprache wurde die Länge eines Vokales durch ein nachgesetztes, stummes e, i oder y angezeigt. Das hat sich in Baesweiler, Soest, Itzehoe und Grevenbroich erhalten.
  • Eine Eigenart des Bayerisch-oberdeutschen war es, ay oder ai für mittelhochdeutsches ei zu schreiben, wie es heute noch in Bayreuth erhalten ist.
Aber auch auch den nichtdeutschen Orthographiesystemen gab es Einwirkungen auf die deutschen Ortsnamen:
  • Das th in Thüringen ist ebenso wie das c in Cöln, Cassel und Coblenz eine Gelehrtenentlehnung aus dem Mittellatein.
Deutschlandkarte ansehen