Bildung

Grundsätzlich sind germanische Rufnamen (im folgenden RN) zweigliedrig und werden durch Zusammensetzen zweier Glieder (Ger + linde) gebildet. Dabei müssen jedoch einige Richtlinien beachtet werden. Namensglieder können nur Substantive (fridu "Friede, Schutz") oder Adjektive (bald "kühn, mutig, stark") sein, die in beliebiger Reihenfolge aneinandergereiht werden. Alliterationen wie "Brun + burg" tauchen jedoch selten auf. Namen, in denen das zweite Glied mit einem Vokal beginnt (Adalbert, jedoch nicht Adalebar) und sich reimende Glieder wie z.B. "Rat + flat", "Bald + walt" gibt es gar nicht. Männer- und Frauennamen werden gleich gebildet und unterscheiden sich nur durch das Zweitglied (männl. "Siegward", weibl. "Sieglinde"). 

Die Neigung der Menschen, Namen vereinfachen und verkürzen zu wollen, war schon bei den Germanen zum Zwecke der Verkleinerung und Kosung in vielfältiger Form stark ausgeprägt. Verkürzungen von Namen waren entweder zweistämmig ("Ger + trud" => "Gerta") oder einstämmig ("Wolfgang" => "Wolf"). Bei den einstämmigen Kurzformen sind die unechten ("Kuonrat" => "Kurt" oder "Cort"), die jedoch erst ab dem 13. Jahrhundert auftraten, von den echten Kurzformen zu unterscheiden. Die echten Kurzformen werden auf zweierlei Weise gebildet:

a.    Das Erstglied ist ganz, das Zweitglied nur im Anfangslaut erhalten, dazu treten die Endungen männl. -o und weibl. -a, 
       z.B. Thiot-burg => Thio-b+a, Sigi-berath => Sigi-b+o 

b.   Seltener ist das Zweitglied ganz, das Erstglied nur noch mit dem letzten Laut erhalten, woran die Endungen männl. -o und
      weibl. -a treten, z.B. Bert-old => T-old+o. 

An die Kurzformen werden auch verkleinernde und kosende Suffixe angehängt, s. z.B. die zu Kuonrat zu stellenden Formen  Kuoni mit dem Suffix -i(n), Kunz[e] mit Suffix -z-, Konnike mit  -k-/-ch-, Kuhnle mit  -l-  oder Kun[e]mann mit -mann.