Tondokumente zur Sprachwissenschaft

Ausbreitung, Verlauf und Ergebnis der 'Zweiten oder hochdeutschen Lautverschiebung' sollen mit zwei- und dreidimensionalen animierten Darstellungen visualisiert werden. Ein besonderes Ergebnis dieses Lautverschiebungsprozesses ist der sog. 'Rheinische Fächer', der den deutschen Sprachraum in markanter Weise gliedert. Dieser soll in einer dreidimensionalen Darstellung (vgl. Wetterflug in den dritten Fernsehprogrammen) durchquert werden, um die Dialekträume anschaulich zu machen.Die Integration von Tonbeispielen moderner Dialekte unterstützt die virtuelle Wanderung durch das deutsche Sprachgebiet.

Zugleich soll gezeigt werden, warum es oft möglich ist zu erkennen, aus welcher Landschaft heutige Dialektsprecher kommen. – Auffällige Unterschiede einer oft landschaftlich gebundenen Artikulation waren im übrigen auch dem mittelalterlichen Menschen deutlich bewußt, wie ein Abschnitt aus dem 'Renner' Hugos von Trimberg zeigen kann. Siehe dazu den Abschnitt Gab es eine mittelalterliche Dialektologie?


Im Augenblick ist die Kartensequenz 3 in Arbeit, die Tondokumente mit Dialektsprechern einbindet und erläutert. Als Beispiel werden die für sprachwissenschaftliche Zwecke erarbeiteten sog. 'Wenkersätze' verwendet. Die entsprechenden Aufnahmen stammen überwiegend aus dem Tonarchiv des Instituts für deutsche Sprache in Mannheim.

Erläuterungen zu den Wenkersätzen

Da man in den 1870-80ger Jahren in Fachkreisen um die Ausnahmslosigkeit der Lautgesetze stritt, versuchte der Düsseldorfer Germanist Georg Wenker (1852-1911), den Streit durch praktisch-induktive Erforschung der Mundarten zu klären. Deshalb verschickte er zwischen 1876 und 1888 an sämtliche deutsche Volksschulen Fragebögen mit 40 kurzen Sätzen, die die wichtigsten Laute und Formen enthielten. Die Lehrer wurden angehalten, mithilfe des Alphabets diese Sätze in die jeweilige Mundart zu übertragen. Als Resultat erhielt Wenker aus 40736 Orten 44251 Übertragungen dieser Sätze, die noch heute im Institut für deutsche Sprache in Marburg zugänglich sind. Ziel Wenkers war die Erstellung eines deutschen Sprachatlasses. (nach Adolf Bach, Dt. Mundartkunde, §39)